ESG Datenmanagement in der Immobilienbranche

May 15, 2023

Effizientes Management von Nachhaltigkeitsdaten für eine verlässliche ESG-Berichterstattung

Von Dr. Massimo Mannino, Dr. André Kaderli, Roger Germann, Marina Schürmann

ESG und die transparente Berichterstattung zur Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Insbesondere in Bezug auf das “E” von ESG stehen Immobilienunternehmen unter Druck, Nachhaltigkeit zu priorisieren und über ihre Nachhaltigkeitsleistung zu berichten. Um die steigenden Anforderungen zu erfüllen, ist ein effektives ESG Datenmanagement unabdingbar. Dies stellt Immobilienverwalter/innen jedoch vor eine grosse Herausforderung, unter anderem wegen der Vielfalt an Datenquellen, der teilweise mangelhaften Datenqualität sowie der Vielzahl an verfügbaren Benchmarks. Gemeinsam mit dem führenden Immobiliendienstleister Wincasa hat Novalytica deshalb eine Plattform entwickelt, die diesen Herausforderungen begegnet. Die Plattform erlaubt es, eine Vielzahl von Datenquellen zu integrieren und Daten nach internationalen Reportingstandards (z.B. ISAE) zu prozessieren.

Komplexe und aufwändige Aufbereitung von ESG-Daten

Mit der steigenden Offenlegungspflicht verlangen neue regulatorische Anforderungen eine immer genauere Berechnung der Kennzahlen in einem klar definierten Format. So sollen beispielsweise die Verbandsmitglieder der Asset Management Association Switzerland (AMAS) ab Ende 2023 alle umweltrelevanten Kennzahlen in einem standardisierten Format veröffentlichen. Bei der AMAS ist die Berechnung/Modellierung anstelle der Messung derzeit noch erlaubt. Der GRESB Benchmark verlangt jedoch bereits heute, dass die Daten exakt gemessen werden – ansonsten drohen Abschläge. Zudem: Nur mit korrekt gemessenen Daten können die Fortschritte auf dem Absenkpfad datenbasiert überprüft, Erfolge entsprechend ausgewiesen und Probleme antizipiert werden. Die detailgetreue Erhebung, Prozessierung und Berechnung von Nachhaltigkeitskennzahlen ist jedoch eine beachtliche Herausforderung. Aufgrund einer Vielzahl an unterschiedlichen Datenquellen und der teilweise problematischen Datenqualität, ist die Quantifizierung von Nachhaltigkeitsfaktoren und das ESG-Reporting komplex und zeitaufwändig.

Auch die Auditierbarkeit von Nachhaltigkeitsberichten gewinnt an Bedeutung. In der Praxis wird heute noch mehrheitlich die begrenzte Sicherheit bei der Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten angewandt. Mit dem International Standard on Assurance Engagements 3402 (ISAE 3402) muss jedoch dafür gesorgt werden, dass die Datenaufbereitung von ESG-relevanter Information mindestens hinsichtlich Sicherheit und optional in Bezug auf Verfügbarkeit, Vertraulichkeit, Integrität der Verarbeitung und Datenschutz entlang der gesamten Wertschöpfungskette gewährleistet ist. Für Produktanbieter bedeutet dies, dass der gesamte Prozess von der Datenerhebung bis zur Berechnung der relevanten Kennzahlen transparent und nachvollziehbar ausgewiesen werden muss. Ein effizientes, gut durchdachtes Datenmanagement ist für die ESG-Berichterstattung daher zentral.

Ein qualitativ hochwertiges und vollständiges Datenmanagement für die ESG-Berichterstattung ist anspruchsvoll. Grund dafür sind insbesondere folgende Herausforderungen:

Datenqualität

Die Verwaltung von Immobilienportfolios umfasst eine Vielzahl von Daten wie z.B. Stammdaten, Mietvertragsdaten, Flächendaten, Finanzdaten, Energieverbrauchsdaten sowie Daten zu Instandhaltungs- und Instandsetzungsmassnahmen. Probleme, wie Fehler bei der Dateneingabe, veraltete Information, fehlende Daten und Unstimmigkeiten, können die Qualität der Daten beeinträchtigen. Da Daten aus verschiedenen Quellen verarbeitet werden müssen, ist Konsistenz und Standardisierung selten gegeben. Um die Datenqualität zu gewährleisten, werden die Daten oftmals manuell geprüft und angepasst. Dies verursacht einen erheblichen Aufwand.

Hohe Datenerhebungskosten

Die meisten Daten rund um eine Immobilie werden manuell erfasst. Insbesondere bei Verbrauchsdaten (Strom, Wasser, Abfall) bestehen oftmals noch keine automatisierten Möglichkeiten zur Erfassung oder der direkten Datenanbindung via Schnittstellen zu den Versorgungsunternehmen. Smart Meters als zentraler Bestandteil der Energiestrategie 2050 des Bundes werden zwar immer öfter eingesetzt, doch der Anteil Liegenschaften, die bisher damit ausgestattet wurden, ist bei vielen Portfolios nach wie vor klein. Ein weiterer Faktor ist die Heterogenität bei der Erhebung der Daten von unterschiedlichen Bewirtschaftungsunternehmen, der zu zusätzlichem manuellen Aufwand für Portfolio Manager führt. Diese müssen die Datenlücken aufwändig füllen und die Datenbestände aller Immobiliendaten eines Portfolios manuell standardisieren.

Vielzahl an Benchmarks

Eine Herausforderung für Immobilieninvestoren beim ESG-Reporting liegt in der Vielzahl an verschiedenen Nachhaltigkeits-Benchmarks, die in den letzten Jahren entstanden sind. Darunter GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark) oder BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method). Da jeder Benchmark seine eigenen Anforderungen an die Berichterstattung, Datenaufbereitung und Bewertungskriterien hat, erhöht dies die Komplexität des Reportings.

Komplexität und Heterogenität von Immobilien

Immobilienportfolios können komplex und vielfältig sein; unterschiedliche Gebäudetypen, Standorte und Nutzungen enthalten. Das erschwert die Quantifizierung von Nachhaltigkeitsdaten. Jede Immobilie kann unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte aufweisen und die Methoden der Datenerfassung können je nach Anlagetyp variieren.

Dynamische Regulierungen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Immobilienbranche entwickeln sich stetig weiter. Mit den sich ändernden Vorschriften Schritt zu halten und ihre Einhaltung zu gewährleisten, ist eine Herausforderung und führt zu Unstimmigkeiten bei der Datenerfassung und Berichterstattung. Die sich laufend ändernden Anforderungen erfordern eine grosse Flexibilität bei der Erfassung und Prozessierung von Nachhaltigkeitsdaten.

Eine ganzheitliche Infrastruktur für die Verarbeitung von Nachhaltigkeitsdaten

Um diese Herausforderungen zu bewältigen und effektives ESG-Datenmanagement zu erreichen, müssen Unternehmen eine robuste Datenstrategie etablieren. Diese Strategie sollte klare Vorgaben und eine umfassende Anleitung für die Datenerfassung, -speicherung und -analyse sowie die Berichterstattung aufzeigen. Ebenfalls sollte es ein System von Kontrollen und Ausgleichsmechanismen zur Sicherstellung von Datenqualität und Konsistenz beinhalten. Ein gut konzipiertes Governance-Framework kann Unternehmen helfen, die zunehmende Komplexität von ESG-Daten zu verwalten und sicherstellen, dass ihre Nachhaltigkeitskennzahlen korrekt gemessen werden.

Ein effizientes Datenmanagement stellt sicher, dass Unternehmen genaue und verlässliche ESG-Daten auf konsistente und standardisierte Weise sammeln, analysieren und weitergeben können. So kann einerseits die steigende Nachfrage nach Offenlegung und Berichterstattung zur Nachhaltigkeit erfüllt werden. Daneben bietet der Datenschatz auch eine wertvolle Grundlage, um die strategische Planung optimal zu unterstützen und gesetzte Ziele in Echtzeit zu überwachen.

Zentrales Element dieses effizienten Datenmanagements ist die Verwendung einer ganzheitlichen Infrastruktur, die die Sammlung, Verarbeitung und Qualitätskontrolle von Nachhaltigkeitsdaten automatisiert und relevante Kennzahlen direkt berechnet. Im Zentrum einer solchen Plattform steht ein Datenmodell, das alle nachhaltigkeitsrelevanten Daten umfasst. Verschiedene primäre Datenquellen wie Verbrauchsdaten, Gebäudestammdaten, Flächendaten und Zustandsdaten werden an dieses Modell angebunden. Die zusätzliche Integration von öffentlich verfügbaren Daten, z.B. aus dem Gebäude- und Wohnungsregister oder dem CO2 Rechner des Bundes, ermöglicht es, fehlende Werte in den eigenen Rohdaten zu ergänzen und Inkonsistenzen in den vorhandenen Daten frühzeitig zu erkennen.

Alle an das Modell angebundenen Daten werden in ein für Analysen und Reporting optimiertes Format konvertiert und miteinander verknüpft, um ein Maximum an Information zu generieren. Zudem werden weitere Verarbeitungsprozesse durchgeführt. Z.B. die Extrapolation von Verbrauchsdaten, um den künftigen Verbrauch bis zum Abschluss der Zertifizierungs-Periode abschätzen zu können. Das resultierende Datenmodell dient somit als “unique source of truth” für Zertifizierungen, Benchmarks und jegliche Datenanalysen rund umd das Thema Nachhaltigkeit.

Novalytica ESG Plattform

Vor diesem Hintergrund hat Novalytica in Zusammenarbeit mit dem führenden Immobiliendienstleister Wincasa eine effiziente und moderne Daten­infra­struktur für die Prozessierung von ESG-Daten entwickelt.

Die Lösung ermöglicht die flexible und automatisierte Einbindung einer Vielzahl von ESG-relevanten Datenquellen und kann auf in­di­vi­duelle An­forderungen angepasst werden, um den optimalen Nutzen aus den vorhandenen Nach­haltig­keits­daten zu generieren.

Alle vorhandenen Daten werden an einem zentralen Ort gespeichert und historisiert. Ein zentraler Bestandteil der Plattform sind umfangreiche Datenqualitätsprüfungen, damit die rapportierten Daten den höchsten Anforderungen betreffend Auditierbakeit entsprechen (z.B. ISAE). Die Plattform ermöglicht die Generierung von Nachhaltigkeitskennzahlen, die z.B. im Rahmen von GRESB, BREEAM etc. erhoben und berechnet werden müssen und kann kundenspezifisch erweitert werden.

Partner:

Nomination für den Swiss Real Estate Award 2023

Für ein in diesem Zusammenhang umgesetztes Pilotprojekt wurden Novalytica und Wincasa für den Swiss Real Estate Award 2023 in der Kategorie “Immobilien-Bewirtschaftung/Bau-Digital” nominiert.

Ihre Ansprechperson

massimo

Dr. Massimo Mannino
massimo.mannino@novalytica.com
+41794833643

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